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04.05.2012

Spielraumtheater Hildesheim Ein Kubus für die Kunst

Das neue Theatergebäude auf der denkmalgeschützten Domäne Marienburg ist das künftige Herzstück der mittelalterlichen Anlage, die von der Universität Hildesheim zum Kulturcampus umgebaut wird. Errichtet wurde der kubistische Bau aus Liapor-Leichtbeton in Sichtbeton-Optik – und bietet damit nicht nur eine optimale Wärmdämmung, sondern fügt sich mit seiner 80 Zentimeter starken Lochfassade ebenso harmonisch wie spannungsreich in das historische Ensemble ein.

Die Domäne Marienburg, südöstlich von Hildesheim gelegen, ist ein komplexes bauliches Ensemble mit hohem bauhistorischen Wert. Das Herzstück der Anlage stellt die mittelalterliche Bischofsburg dar, die im Laufe der Jahrhunderte um Wirtschafts- und Wohngebäude erweitert wurde. So folgten der ursprünglichen Nutzung als Wehrburg 1806 der Ausbau in eine Domäne und später im 20. Jahrhundert eine industrielle Nutzung als Eisfabrik. Mit dem Einzug der Universität nahm 1993 die Bildung mit dem studentischen Leben, der Forschung und Lehre ihren Platz auf der Domäne ein. Anfang 2010 begannen die Arbeiten zum Aus- und Umbau der Domäne Marienburg zum Kulturcampus für den Fachbereich Kulturwissenschaften und Ästhetische Kommunikation. Als Bauherr fungierte die Stiftung Universität Hildesheim, vertreten durch das Universitätsbaumanagement der Universität Göttingen. Zu den Maßnahmen gehörten der Umbau des fünfgeschossigen Palais zu Seminarräumen, die Umgestaltung von Nebengebäuden zu Übungsräumen sowie der Neubau des Spielraumtheaters auf dem Burggelände. Die Generalplanung des Projekts übernahm die in Halle an der Saale ansässige Tochtergesellschaft der agn Niederberghaus & Partner GmbH unter der Leitung von Architekt Thiemo Pesch. "Das Ziel war die Wiederherstellung des ursprünglichen Charakters der Liegenschaft, wobei die einzelnen Epochen wie auch die neuen Elemente in ihrer Ausprägung authentisch und deutlich ablesbar sein sollten", erklärt Thiemo Pesch. "Zunächst galt es, die ursprüngliche Kernburg freizustellen, anschließend erfolgten der Neubau des Spielraumtheaters und der Umbau der Nebengebäude zu den Seminar- und Übungsräumen."

Monolithisch aus Liapor-Leichtbeton
"Gleichzeitig mussten bei der Umsetzung des Spielraumtheaters Baustoffe gefunden werden, die hinsichtlich Materialität und Optik Beständigkeit und Wehrhaftigkeit ausstrahlen, aber auch unter einer Patina ihre Ästhetik nicht verlieren", so Thiemo Pesch weiter. "Daneben mussten auch die geltenden Vorgaben zur Wärmedämmung und Energieeffizienz erfüllt werden." Diesen Vorgaben entsprechend wurde das Spielraumtheater mit rund 900 Quadratmetern Grundfläche als monolithischer, zweigeschossiger Kubus umgesetzt. Zum Einsatz kam Liapor-Leichtbeton der Klasse LC12/13 D1.2, mit dem in monolithischer Bauweise die Außenwände in einer Stärke von 80 Zentimetern errichtet wurden. Die Rezeptur wurde in enger Abstimmung mit den Experten von Liapor von der Beton-Prüftechnik Südniedersachsen GmbH in Wolfenbüttel entwickelt. Den Beton lieferte die TBS Transportbeton Sehnde GmbH & Co. KG in Göttingen, den Einbau der insgesamt rund 500 Kubikmeter Liapor-Leichtbeton übernahm die Hildebrandt GmbH in Gieboldehausen. "Die monolithischen Außenmauern des Theaters nehmen den Charakter der übrigen Burganlage mit ihren bis zu drei Meter dicken Wänden auf, gleichzeitig sorgt der verwendete Liapor-Leichtbeton mit einer Wärmeleitfähigkeit von 0,45 W/mK für eine wirkungsvolle Wärmedämmung", erklärt Maik Dostmann von Liapor. "Möglich macht dies die im Leichtbeton enthaltene Liapor-Blähtonkörnung mit ihrer geringen Wärmeleitfähigkeit in Kombination mit ihrer hohen Fähigkeit zur Wärmespeicherung."

Multifunktionaler Liapor-Leichtbeton
Liapor-Leichtbeton eignet sich optimal für die monolithische Bauweise, da er neben den hervorragenden Wärmedämmeigenschaften und der geringen Rohdichte auch die Anforderungen an Tragfähigkeit, Wärme- und Feuchteschutz in der Regel sehr viel besser als herkömmlicher Beton erfüllt. Liapor-Blähton besitzt im Inneren eine gleichmäßige, feine Porenstruktur und eine mäßig raue, geschlossene Oberfläche. Bei geringem Gewicht verfügt Liapor über eine optimale Kornfestigkeit, gleichzeitig ist Liapor-Blähton formstabil, nicht brennbar, frostsicher sowie mechanisch und chemisch beständig. Darüber hinaus wirkt Liapor hochwärmedämmend, wärmespeichernd und schalldämmend. Die Fähigkeit, Wasserdampf aufzunehmen und bei Bedarf wieder abzugeben, sorgt außerdem für ein gesundes, behagliches Raumklima. Ein zusätzlicher Wärmeschutz für die Außenwände des Theaters war damit nicht erforderlich.

Zwischen Spannung und Harmonie
Um die gewünschte schlichte, aber dennoch massive Materialität zu realisieren, wurden vorab zahlreiche Musterwände erstellt. Die Ausführung der Betonierarbeiten erfolgte dann mittels Schüttkübeln praktisch fugenlos in Form einer Großtafelschalung, die den Sichtbetonwänden ein einheit­liches und massives, aber dennoch lebendiges Aussehen verleiht. Durch die Ausbildung der Außenwände als Lochfassade aus Liapor-Leichtbeton erscheint das Bauwerk nach außen hin geschlossen und führt so den Charakter einer wehrhaften Burganlage weiter. Zum Innenhof hin erzeugen dagegen senkrechte Fassadentafeln aus Kupferblechen die Illusion eines Vorhangs und öffnen damit das Gebäude für die Besucher. Das Ergebnis ist ein kompakter, moderner Kunst-Kubus, der mit der vorhandenen historischen Bausubstanz harmonisiert und zum gewachsenen Bestandteil der Anlage wird, gleichzeitig in Materialität und Erscheinung in spannungsreichem Kontrast zur Domäne Marienburg steht. Das Hildesheimer Spielraumtheater, mit dem im deutschsprachigen Raum erstmals ein Institutsgebäude speziell für eine theaterwissenschaftliche Institution eingerichtet werden konnte, wurde im Juni 2011 feierlich eröffnet und bietet seitdem zusammen mit den übrigen neuen Übungs- und Seminarräumen einen adäquaten Rahmen für Forschung, Lehre und Praxis auf dem Kulturcampus Domäne Marienburg.

Abbildungen

Bild 1

Mit dem Neubau des Spielraumtheaters auf der Hildesheimer Marienburg entstand ein monolithischer Sichtbeton-Bau aus
Liapor-Leichtbeton, der sich spannungsreich in das historische Umfeld einfügt.
Foto: agn Architekten / Olaf Mahlstedt // Abdruck bei Urheberangabe honorarfrei

Bild 2
Die 80 Zentimeter starke Lochfassade greift den wehrhaften Charakter der Burganlage auf, sorgt gleichzeitig aber auch für die nötige Wärmedämmung des Gebäudes.
Foto: agn Architekten / Olaf Mahlstedt // Abdruck bei Urheberangabe honorarfrei

Bild 3
Im Inneren befinden sich auf zwei Geschossendie Nebenräume des Theaters, wodurch das Foyer optisch aufgeweitet wird.
Foto: agn Architekten / Olaf Mahlstedt // Abdruck bei Urheberangabe honorarfrei

Bildmaterial