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27.09.2010

Schiffsanlegestelle Wien City Ein Schiff auf Stelzen

Mit der Schiffsanlegestelle Wien City hat Wien ein neues Passagierterminal am Donaukanal erhalten. Wie ein Schiff auf Stelzen spannt sich die filigrane Stahlträgerkonstruktion über den Kai und ruht lediglich auf fünf Lagerpunkten. Für die nötige Stabilität der röhrenförmigen Konstruktion sorgt ein Liapor-Leichtbeton in den Zwischendecken des Terminals. Er erfüllt nicht nur alle Vorgaben hinsichtlich Tragfähigkeit und Gewicht, sondern sorgte als pumpbarer Baustoff auch auf engstem Raum für reibungslosen Baufortschritt.

Seit kurzem hat die Stadt Wien einen neuen Hafen mitten in der Stadt: die Schiffanlegestelle Wien City. Sie befindet sich zwischen Schweden- und Marienbrücke am Donaukanal und dient seit ihrer Eröffnung Mitte 2010 als Anlegestelle für die Ausflugsschiffe der Donaudampfschifffahrtsgesellschaft (DDSG) und die beiden Twin-City-Liner, die Wien und das slowakische Bratislava mehrmals täglich miteinander verbinden. Pro Jahr wird mit rund 200.000 Passagieren gerechnet, die in der neuen Station nicht nur ein Informations- und Reisezentrum vorfinden, sondern auch zahlreiche gastronomische Einrichtungen wie ein Kaffehaus, ein Restaurant sowie künftig eine große, bewirtete Außenanlage direkt am Kai.

Schwebende Brückenkonstruktion
Wie ein Schiff spannt sich das neue Terminal als stromlinienförmiger Baukörper schnittig und elegant entlang des Donaukanals und fügt sich als hell und offen konzipiertes Gebäude harmonisch in die bestehende Stadtarchitektur ein. Das Besondere am architektonischen Konzept des Wiener Architektenbüros Fasch & Fuchs: Das gesamte Objekt steht auf Stelzen und ruht auf nur fünf Punkten. Damit präsentiert sich das insgesamt 127 Meter lange und 17 Meter breite Bauwerk, das zudem rund acht Meter über den Kanal auskragt, städtebaulich als Brücke, die nur an ihren beiden Enden an das Ufer andockt, den direkten Kaibereich jedoch frei lässt. Dadurch können Radfahrer und Fußgänger wie bisher die Kaivorflächen ungehindert passieren, der Zugang für Reisende und Besucher erfolgt dagegen über eine sanft abfallende Rampe. Von dort gelangt man über Aufzüge und Treppen bis hinunter zum Wasser, wo die Schiffe an- und ablegen.

Stabile Röhrenstruktur
Realisiert wurde die Schiffsanlegestelle als insgesamt 13 Meter hohe Stahlfachwerkkonstruktion mit zwei Geschossen und einem Wartenbereich am Vorkai. Das raumhoch ausgeführte Mittelfachwerk, das alle fünf Lagerpunkte verbindet, überbrückt zusammen mit den wasser- und landseitigen Fachwerken die maximalen Feldspannweiten von 41 Metern, die Auskragung wird dabei unter anderem über ein Querfachwerk am mittleren Lagerpunkt erreicht. Um temperaturbedingte Materialausdehnungen kompensieren zu können, wurden zwei der Lagerpunkte als Ortbetonlager ausgebildet, die eine Verschiebung des Objekts in Längsrichtung zulassen. Die mittleren drei Stahlstützengruppen bilden in Kombination mit dem Fundament aufgelöste Scheiben, die zur Längs- und Queraussteifung des Gebäudes beitragen. Quer zu den Fachwerksträgerebenen spannen Stahlverbundträger, die mit einer Stahlbetonrippendecke bedeckt sind. Sie trägt in Kombination mit den vertikalen Fachwerken zur Erhöhung der Gesamtsteifigkeit bei, woraus sich insgesamt eine filigrane, aber dennoch stabile Röhrenstruktur ergibt.

Stabilisierende Stahlbetonrippendecke

Die Beim Bau der Stahlbetonrippendecke im neuen Schiffsterminal galt es, den Materialeinsatz möglichst wirtschaftlich zu gestalten, aber auch eine leichte und leistungsstarke Werkstoffkombination zu finden, die mit einem Raumgewicht unter 2.000 kg/m³ eine besonders schlanke Bauausführung ermöglichte. Die Lösung bot ein Liapor-Leichtbeton LC 50/55 mit einer Körnung vom Typ F8, dessen Trockenrohdichte zwischen 1.900 und 1.950 kg/m³ liegt. Er weist eine Festigkeit von über 70 N/mm² auf, der E-Modul liegt im Bereich von über 29 GPa. Damit entspricht der Liapor-Leichtbeton auch den Vorgaben gemäß ÖNorm EN 1992-1-1 und ist damit der ideale Baustoff für die besonders leichte und filigrane Bauweise der Schiffsanlegestelle. "Der für die Stahlbetonrippendecke verwendete Liapor-Leichtbeton erfüllt alle Anforderungen an Tragfähigkeit und Gewicht", erklärt DI Florian Stockert vom Büro Werkraum Wien Ingenieure ZT-GmbH, das für die Tragwerksplanung zuständig war. "Gleichzeitig konnten durch die vorab sichergestellte Pumpbarkeit die Arbeiten auch auf engstem Raum planmäßig durchgeführt werden."

Umfangreiche Tests im Vorfeld
Entwickelt wurde der Liapor-Leichtbeton von der Lias Österreich GesmbH in Zusammenarbeit mit der Lafarge Perlmooser GmbH in Wien, wo erste Tests zum Baustoffverhalten, aber auch der Nachweis der Pumpfähigkeit erbracht wurden. Die Pumpfähigkeit war neben den statischen Eigenschaften der ausschlaggebende Grund für die Wahl des Liapor-Leichtbetons. Denn aufgrund des engen, vom Wasser und der Uferstraße eingeschränkten Raumes konnte der Leichtbeton nicht per Kran und Kübeln, sondern nur mit Pumpfahrzeugen in die Baustelle eingebracht werden. Gleichzeitig musste während der Bauzeit der ungehinderte Schiffs-, Auto- und Personenverkehr entlang des Donaukanals gewährleistet sein.

Leistungsstarker Liapor-Leichtbeton
Für die besonders hohe Stabilität bei gleichzeitig geringem Raumgewicht des verwendeten Leichtbeton sorgen die zugeschlagenen Liapor-Blähtonkörnungen. Gebrannt aus naturreinem, 180 Millionen Jahre alten Lias-Ton, sorgt die feinverteilte, gleichmäßige Porenstruktur im Inneren der Liapor-Blähtonkörnungen für höchste Stabilität, die durch die geschlossene, umgebende Klinkerhaut noch verstärkt wird. Bei geringem Gewicht verfügt Liapor damit über eine optimale Kornfestigkeit, was die Gesteinskörnung extrem druckfest und damit ideal für Leichtbeton macht. Liapor-Leichtbeton ist weitaus leistungsfähiger und vielseitiger als Normalbeton. Er ist herstellbar in den Festigkeitsklassen von LC8/9 bis LC80/88, die Betonrohdichten liegen dabei zwischen 800 und 2.000 kg/m³. Durch individuelle Mischungen und Rezepturen sowie unterschiedliche Schütt- und Rohdichten lässt er sich flexibel an jedes Bauvorhaben anpassen – für bewehrten und unbewehrten Leichtbeton, aber auch für Spannleichtbetone aller Festigkeitsklassen. Auch die Anforderungen an Tragfähigkeit, Wärme- und Feuchteschutz erfüllt Liapor-Leichtbeton in der Regel sehr viel besser als herkömmlicher Beton. Gleichzeitig lassen sich durch das geringere Gewicht gegenüber Normalbeton entsprechende Bauteile schlanker dimensionieren und damit auch wirtschaftlicher herstellen.

Planmäßiger Baufortschritt auf engstem Raum
Bei der Wiener Schiffsanlegestelle wurden in der zweiten Bauphase zwischen September 2009 und Juni 2010 für die Errichtung der Stahlbetonrippendecke insgesamt rund
200 m³ Liapor-Leichtbeton verbaut. Durch den Einsatz von Pumpfahrzeugen konnte der Liapor-Leichtbeton schnell, einfach und platzsparend über Schlauchleitungen direkt an den Einsatzort verbracht werden. Die Betonierung erfolgte dabei flexibel angepasst auf den jeweiligen Baufortschritt, die Lieferung an die Baustelle erfolgte immer just in time. Damit konnte die neue Schiffsanlegestelle Wien City wie geplant am 15. Juli 2010 feierlich eröffnet werden. Sie bildet nicht nur einen modernen Hafen für die Schiffe des Donaukanals, sondern setzt als architektonisches Highlight auch einen ganz besonderen Akzent in der österreichischen Hauptstadt.


Abbildungen:

Bild 1

Wie ein Schiff auf Stelzen spannt sich die neue Anlegestelle schnittig und elegant entlang des Wiener Donaukanals.
Foto: Liapor / Abdruck bei Urheberangabe honorarfrei

Bild 2
Der in den Zwischendecken verwendete Liapor-Leichtbeton erfüllt alle Vorgaben an Tragfähigkeit und Gewicht, seine Pumpfähigkeit ermöglichte das Arbeiten auf engstem Raum.
Foto: Liapor / Abdruck bei Urheberangabe Liapor honorarfrei

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