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15.11.2022

Stadtarchiv Oberviechtach Leichtbeton-Skulptur als Gedächtnis der Stadt

Ein offenes Haus, das die Vergangenheit bewahrt, aber auch zur Begegnung einlädt – das war die Grundidee für das neue Stadtarchiv in Oberviechtach. Umgesetzt wurde es als monolithische, aus Liapor-Leichtbeton gegossene Skulptur. Sie bietet ideale konservatorische Bedingungen für die Archivierung, greift bewusst die örtliche Architektursprache auf und ist ein lebendiger Teil der Stadt.

Stadtarchive spielen im Leben der Stadt und ihrer Einwohner oft nur eine untergeordnete Rolle. Dass das auch ganz anders geht, zeigt das neue Stadtarchiv im oberpfälzischen Oberviechtach: Es ist als interaktives und dynamisches Haus konzipiert, das einerseits die Historie und die Erinnerungen der Menschen speichert, andererseits gezielt zur Wissensvermittlung beiträgt. „Das neue Archiv sollte ein schützendes und offenes Haus zugleich sein, das die Vergangenheit bewahrt, gleichzeitig die Bürger und Besucher aber auch einlädt“, erläutert Peter Brückner von Brückner & Brückner Architekten, die Anfang 2018 mit dem neuen Stadtarchiv beauftragt wurden. „Es speichert damit nicht nur das Wissen und die Erinnerungen der Stadt, sondern wird selbst lebendiger Teil der Stadt und seiner Geschichte.“

Blähton dämmt, speichert und reguliert
So wegweisend wie das Konzept des Stadtarchivs ist auch die baulich-materielle Ausformung des Gebäudes – mit 50 Zentimeter starken Außenwänden aus Liapor-Leichtbeton: „Es ist eine monolithische, aus Liapor-Leichtbeton gegossene Skulptur“, macht Peter Brückner klar. Der besondere Baustoff übernimmt dabei gleich mehrere Aufgaben. So schützt die große Masse der Außenhülle das Innere und sorgt für die erforderliche Wärmedämmung des Gebäudes. Verantwortlich dafür sind die im Leichtbeton enthaltenen Liapor-Blähtonkugeln und insbesondere ihr luftporendurchsetztes Inneres. Dadurch wirkt Liapor sowohl hochwärmedämmend als auch wärmespeichernd. Gleichzeitig gewährleistet die Außenhülle auch einen besonders stabilen, homogenen Temperatur- und Feuchtehaushalt und bietet damit die besten Voraussetzungen für die zukunftssichere Lagerung der Archivalien. Auch dieser Vorteil geht zurück auf die Liapor-Blähtonkugeln: Sie können Wasserdampf aufnehmen und wieder abgeben, regulieren so die Luftfeuchtigkeit und sorgen für ein stets ausgeglichenes Raumklima.

Holz im Stein
Äußerlich orientiert sich das Stadtarchiv Oberviechtach an den vielen im Stadtbild allgegenwärtigen hölzernen Scheunen, die ihrerseits ja selbst Speicher- und Lagerorte für unterschiedlichste Güter darstellen. Auch an der Stelle des Stadtarchivs stand ein derartiges Gebäude, dessen Geometrie und Volumen sich im Neubau widerspiegeln. Übernommen wurde auch die typische Holzstruktur der Scheunenflächen. Und für diese Fassadengestaltung bot der Liapor-Leichtbeton ebenfalls ideale Voraussetzungen. Zum Einsatz kam eine Holzschalung aus unterschiedlich dimensionierten Brettern, die sich in Länge und Breite an die örtlichen Stadel anlehnen. Die Brettstruktur zeichnet sich heute in der hellen Fassade des Archivs deutlich sichtbar ab. „Die Oberfläche verändert sich im Spiel von Licht und Schatten sowie im Wechsel der Jahres- und Tageszeiten und macht das Holz im Stein fühlbar und erlebbar“, so Peter Brückner. Im Inneren wurden die Leichtbetonflächen zur Optimierung der Statik noch mit einer durchschnittlich 20 Zentimeter starken Normbetonschicht mit Betonplanschalung ausgestaltet. Das Dach des Gebäudes bildet eine hochgedämmte Holzkonstruktion.

Zufrieden mit dem Baustoff
Insgesamt wurden für das Stadtarchiv Oberviechtach rund 250 Kubikmeter eines LC12/13 verbaut. Als Baustoffhersteller und -lieferant fungierte die Michael Baumer Hoch- und Tiefbau GmbH & Co. KG in Oberviechtach, die auch die Bauausführung übernahm. Die Rezeptur für den Liapor-Leichtbeton wurde von Brückner & Brückner Architekten in enger Zusammenarbeit mit dem lokalen Baustoffhersteller in Oberviechtach entwickelt. Dort wurde vorab auch eine Musterwand zur Sicherstellung der gewünschten Materialität und Oberflächenoptik gegossen. „Die Umsetzung der Leichtbetonhülle erforderte viel Planungsdisziplin. Auch die ­Betonage mit den vertikal und horizontal versetzten Schalbrettern war herausfordernd, verlief aber dank der großen Kompetenzen aller Beteiligten problemlos. Wir sind sehr zufrieden mit dem Baustoff“, so das Fazit des Architekten. So konnte nach knapp dreijähriger Bauzeit das Stadtarchiv im März 2021 feierlich eröffnet werden und bildet seitdem einen ganz besonderen Ort der Geschichte und der Begegnung.


Abbildungen

Bild 1
Das neue Stadtarchiv aus Liapor-Leichtbeton ist als lebendiger Wissensspeicher konzipiert, der zur Begegnung einlädt.
Foto: Foto: mju-fotografie. Architektur: Brückner & Brückner Architekten
Abdruck bei Urheberangabe honorarfrei

Bild 2
Die Oberfläche der 50 cm starken Liapor-Leichtbetonhülle lehnt sich mit der Brettschalung an die örtlichen Stadel an.
Foto: Foto: mju-fotografie. Architektur: Brückner & Brückner Architekten
Abdruck bei Urheberangabe honorarfrei

 

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